Dampfplaudern oder Fachsimpelei?

Posted 6. September 2023
/
Von Stefan Josef Höck

Hast du manchmal den Eindruck, dass manche Menschen besonders schlau klingen wollen? Verwendest du gerne Fachausdrücke oder lieber sofort verständliche Worte?

In der neuen Ausgabe des Blogs von „Lebenswert TV“ schreibe ich heute darüber, wie Unterhaltungen lebendiger bleiben und weshalb Gespräche oftmals sogar in einem ungewollten Desaster enden.

Sobald wir auf Menschen treffen, findet irgendeine Form der Kommunikation statt. Selbst dann, wenn wir einen Menschen nur beobachten, senden wir Signale bzw. eine Botschaft aus. Die damit verbundene Energie erzeugt beispielsweise ein alarmierendes oder wärmendes Gefühl.

  • Warst du von der Reaktion auf einen Blick von dir schon einmal vollkommen überrascht?
  • Wie nimmst du Menschen, denen du begegnest, allgemein wahr?

Vor zwei Wochen haben wir unter anderem über das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun gesprochen. Dieses Modell beinhaltet die Ansicht, dass eine Nachricht immer vier Seiten hat. Einerseits durch die Art und Weise des Aussendens, andererseits durch die vier Ohren des Empfangens.

Unabhängig vom privaten oder beruflichen Kontext ergeben sich dadurch in Gesprächen Missverständnisse. Ein „falsches“ Wort kann sogar zu einem totalen Stimmungsumschwung führen, weil damit eine Emotion der Vergangenheit verbunden ist.

  • Welche Trigger hast du in Unterhaltungen bei dir selbst bereits erkannt?

Aus diesem Grund kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Motivationsversuche scheitern oder besonders gut fruchten, weil ein bestimmter „Knopf“ gedrückt wird.

Nach meiner Erfahrung verleitet die eigene Unsicherheit Menschen dazu, Worte zu gebrauchen, die gut klingen, von denen sie aber selbst gar nicht so genau wissen, was sie bedeuten. Die Selbstwahrnehmung hat hierbei einen enormen Einfluss. Denn die vermeintlich intelligente Ausdrucksweise soll von sich selbst zugeschriebenen Unzulänglichkeiten ablenken. Vielleicht wegen eines uncoolen Berufes, vielleicht wegen dem eigenen Stempel „hässlich“.

  • Magst du generell lieber Unterhaltungen, die zerstreuend sind, oder darf Fachsimpelei gerne auch dabei sein?

Obwohl ich besonders in den vergangenen sechs, sieben Jahren sehr viele Bücher aus den unterschiedlichsten Bereichen gelesen habe, sehe ich bei manchen fachspezifischen Gesprächen überdimensional große Fragezeichen vor meinen Augen. Zugegeben, ich ertappe mich selbst immer wieder, dass ich schlau Gemeintes sage.

Besonders interessant sind demnach Unterhaltungen von Menschen, die in verschiedenen Bereichen arbeiten. Die berufsspezifische Ausbildung bringt automatisch eine gewisse Fachsprache mit sich. Nach meinem Eindruck trauen sich viele dabei aber nicht, etwa Fachbegriffe zu hinterfragen, um nicht dumm dazustehen.

  • Kannst du dich an Situationen erinnern, in denen du lieber nicht nachgefragt hast, um mit deinem Verständnis für die Dinge zu glänzen?

Bei so manchen Stellenausschreibungen denke ich mir immer:

  • „Was wollen die denn von mir?“

Grund dafür sind vordergründig die Berufsbezeichnungen, die sich bei näherem Hinschauen als eine herkömmliche Tätigkeit im Sekretariat, als normaler Verkaufsjob usw. entpuppen. Aus meiner Sicht sollen Jobs dadurch lediglich interessanter erscheinen.

Aus meinem Blickwinkel ergeben sich in Gesprächen Reibungspunkte, weil klarerweise während der Arbeitszeit nur im eigenen Fachjargon gesprochen wird. Deshalb kann in Unterhaltungen leicht die Wahrnehmung fehlen, dass andere Menschen keinen Tau von dem haben, was gemeint ist.

  • Wenn in Gesprächen der eigene Schatten übersprungen wird, nämlich nicht dumm dazustehen, dann erkennt das Gegenüber vielleicht, für wie viele Menschen fachliche Begriffe eine Art Fremdsprache darstellen.

Gerade aus vielen Abkürzungen lassen sich häufig keine brauchbaren Schlüsse ziehen. Wobei sich für mich noch eine weitere Frage stellt:

  • Wie viele Menschen kennst du, bei denen sich bei genauerem Nachfragen herausstellt, dass sie nur über heiße Luft sprechen?

„Dampfplaudern“ bedeutet nach meinem Verständnis, entweder lediglich Blödsinn zu reden oder einfach ahnungslos zu sein, obwohl groß dahergeredet wird.

  • Kennst du Menschen, die den Eindruck vermitteln, dass sie jedes Erlebnis, womöglich jede Erkrankung selbst auch schon einmal hatten? Nur, damit sie mitreden können?

In gewisser Weise bezieht sich das ebenso wieder auf das Thema Unsicherheit, das Gefühl minderwertig zu sein. Menschen glauben allzu oft, unbedingt etwas beitragen zu müssen. Derweil würde ihnen aufmerksames Zuhören allein schon einen Mehrwert bringen. Nachfragen das Interesse untermauern.

  • Die Dramatik ist dabei aus meiner Sicht nicht, Worte zu verwenden, die eine andere Bedeutung haben und nicht zum Gesprächsinhalt passen.
  • Vielmehr ist das gekünstelte Mitredenwollen nach meinem Empfinden genau ein Grund dafür, erst recht ausgegrenzt zu werden.
  • Denn – was ich erst nach langer Zeit verstanden habe – Zuhörer, die Wissen aufnehmen wollen, sind gefragter als Menschen, die Sätze beenden, um besonders schlau zu erscheinen.

Als ich vor kurzem einen Trainer als Verkaufsbegleiter dabeihatte, bekam ich ein wunderbares Feedback, das mir sehr schmeichelte und ein Geheimnis für erfolgreiche Kommunikation ist:

  • „Sie haben die Sprache der Kunden gesprochen!“

Wünsche dir eine wissenswerte Zeit und lade dich ein, in meinen Podcast auf iTunes, Spotify, TuneIn oder Amazon Music hineinzuhören.

Alles Liebe

Stefan Josef

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert