(7/7) Dein Potential 2023 – „Treibende Kraft für eine Neue Welt“

Posted 10. Mai 2023
/
Von Stefan Josef Höck

Was ist das entscheidende Element, dass Wissenschaft überhaupt Fortschritt erlangt? Besteht ein Unterschied zwischen unseren Vorfahren und der Zeit, in der wir nun leben?

In der neuen Ausgabe des Blogs von „Lebenswert TV“ schreibe ich heute über die treibende Kraft für die Wissenschaft und welche Eigenschaft darüber hinaus den „Rohstoff“ Ideen begünstigt.

Hätten unsere Vorfahren nicht das Bestreben in sich gehabt, einer vorherbestimmt erscheinenden Weiterentwicklung zu folgen, würden wir heute wohl nicht über das Internet kommunizieren können oder wären der evolutionären Entwicklung womöglich zum Opfer gefallen.

Wir entnehmen aus „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ von Jürgen Schaefer, dass die Neugier und deren Befriedigung wohl bereits eine urmenschliche Eigenschaft war, mit zwei Fragen:

  • „Was genau ist eigentlich Neugier?“
  • „Und was passiert, wenn wir uns von Neugier leiten lassen?“

Aus meiner Sicht setzt sich bei entsprechender Neugier der Vorgang der Imagination in Gang. Neugier ergibt Fragen, auf die wir Antworten suchen, die wir zum einen im Unterbewusstsein, zum anderen im Überbewusstsein finden. Das Überbewusstsein gibt uns Zugang zu allem vorhandenen Wissen, ohne dass wir dafür in einem Lexikon oder einer anderen Quelle nachschlagen müssen. Infrage steht hierbei nur, wie weitreichend wir uns damit verbinden können, was in verschiedenen Artikeln beleuchtet wird.

Neugier schließt jedoch nicht aus, als Außenseiter und spöttisch betrachtet zu werden, denn bei allem späteren Nutzen, den eine Idee womöglich mit sich bringt, greifen das Erforschen und Erfinden in bestehende Glaubensmuster und Gedankenkonstruktionen ein. Dabei erweisen sich gegebenenfalls wiederum Gruppen als Gegenspieler. Konsens nach außen soll Stärke zeigen und einzelne Personen ordnen ihre Individualität einer Gruppe unter, wollen Bestandteil derselben bleiben. In den ersten 6 Beiträgen zu „Dein Potential 2023“ sind wir schon wiederholt auf das Gruppenverhalten zu sprechen gekommen.

Am Beispiel von Theodore Maiman, der erst später zur Physik gekommen ist, zeigt sich, dass anderes fachliches, technisches Vorwissen einen praktischen Nutzen hat, etwa für das Bauen eines Lasers, nicht nur zum Zeichnen desselben. Gleichzeitig erfahren wir über Maiman, dass er kurz vor dem finanziellen Ruin gestanden ist, weshalb das Querdenken wohl häufig hintenangestellt wird.

Folglich entscheidet die finanzielle Situation genauso darüber, wie „frech“ man sich in einem Unternehmen engagiert, denn die wenigsten sind nach meiner Erfahrung bereit, sich entgegen ihren Vorgesetzten zu positionieren, also nicht nur eine kritische Frage einzubringen.

Nach Jürgen Schaefer soll Maiman von diesem urmenschlichen Bedürfnis Neugier angetrieben worden sein. Genau genommen hat dieser Trieb, um zu forschen, als grundlegendes Element die Neugier. Genauso für unser „Streben nach Selbst- und Welterkenntnis“. Thomas Gold, den wir bereits in einem früheren Beitrag kennengelernt haben, hatte durch seine Neugier bereits in der Kindheit Probleme.

Eine von Neugier geleitete Erforschung ist möglicherweise sogar effizienter als ein Lebensweg, der bereits vorherbestimmt ist, worin eine akademische Karriere integriert ist. Eine besonders ausgeprägte Neugier kann zur Entdeckung von Giften führen, wie bei Tyrone Hayes, oder eine nicht erahnte Vorarbeit für eine Krankheitserforschung sein, wie bei Carol Greider.

Uns ist in dieser Beitragsserie ebenso schon untergekommen, dass der Spielraum einen wichtigen Stellenwert für die persönliche Entfaltung einnimmt, ohne große Regeln und möglichst ohne Zeitdruck. Dabei ist schon klar, dass ein Abgabetermin bei einem Projekt eine Einschränkung darstellt. Das betrifft Wissenschaftler und Berufstätige gleichermaßen.

Albert Einstein hat von sich behauptet, dass seine leidenschaftliche Neugier seine einzige besondere Begabung war. Die Österreicherin Nowotny befürwortet, Neugier aktiv zu schützen und zu fördern. Auch wenn Ergebnisse nicht vorhersehbar sind, gehört „unersättliche Neugier“ zur Wissenschaft dazu.

Der Psychologe George Loewenstein führt aus, dass wir uns außerhalb der Ruhe befinden, wenn wir eine offensichtliche Wissenslücke haben. Nach meinem Verständnis selbst dann, wenn unerheblich ist, ob wir das Gesicht einer fremden Person sehen oder nicht. Das zeigt, dass wir Dinge wissen wollen, aus denen wir keinen direkten Vorteil ziehen, und weist wiederum auf das aus der Urzeit entstammende Verlangen hin. Vielleicht wurde von unseren Vorfahren genauso neues Essen erforscht. Was lecker aussah, hat sich womöglich später als unverträglich herausgestellt, doch die Neugier war stärker, weil Hunger ebenso zu den Urtrieben zählt.

Nach Loewenstein ist der Umfang der Informationen ausschlaggebend, wie lange der Zustand der Neugier anhält, und sogar die Erfolgswahrscheinlichkeit soll einen positiven Einfluss darauf ausüben. Des Weiteren lässt eine kurzfristige Erweiterung der Pupillen darauf schließen, dass Neugier mit der Erwartung einhergeht, Informationen zu bekommen, die zu einem befriedigenden Zustand führen.

Wenn davon die Rede ist, dass bereits wenig Wissen Neugier bedingen kann, stellt sich für mich schon die Frage, weshalb ich den Eindruck habe, dass nur wenige Menschen tatsächlich etwas daraus machen. Vielleicht teilen sie ihre Erkenntnisse auch nicht mit der Öffentlichkeit. Irving Biederman sieht einen ausgeschlafenen und zufriedenen Zustand als Motivationsfaktor für unser Gehirn, Informationen aufnehmen zu wollen. Wiederum an dieser Stelle eine Frage:

  • Sind so wenig Menschen ausgeschlafen und zufrieden, um die Neugier tatsächlich weiterzuverfolgen, oder bleiben sie damit im stillen Kämmerlein, oder hat vielleicht Unzufriedenheit sogar den stärkeren Antrieb, etwas zu verändern?

In Bezug auf Biedermans Erkenntnisse frage ich mich darüber hinaus:

  • Wie viele Menschen sorgen bewusst für eigene Klugheit, um bei der Partnerwahl einen Vorteil zu haben, und in heiklen Umständen eine Lösung zu finden?
  • Oder habe ich womöglich gerade eine falsche Vorstellung von Neugier, weil damit häufig vorerst unbrauchbares, später dienliches Wissen gesammelt wird?
  • Entsteht dieses befriedigende Gefühl ebenso bei weniger intellektuellen Fragestellungen?

Forschungen zeigen jedenfalls, dass Kinder Fragen bis zum gänzlichen Verstehen stellen, Schüler bei schwierigeren Aufgaben eine ausgeprägtere Neugier entwickeln und dabei schulisch bessere Erfolge erzielen.

Wie ich mir vorstellen kann, würde Randy Gage darauf verweisen, dass wir bei all den zur Verfügung stehenden Informationen auf unsere eigene Rationalität achten müssen, um uns nicht auf Google, Facebook usw. zu verirren, wie ich das sehe.

  • Wenn wir uns mit zunehmendem Alter mit unserer Weltsicht wohlfühlen, weshalb sollten wir dann unsere Neugier noch ausleben?

Wie ich meine, um unser Gehirn frisch zu halten. Gleichzeitig entwickelt sich im Laufe unseres Lebens eine Komfortzone, die erhalten bleiben will. Vorausdenken und Neudenken schafft uns aus meinem Blickwinkel den Vorteil, mit nicht beeinflussbaren Veränderungen besser umzugehen, weil wir u.a. lösungsorientierter durch das Leben gehen. Die Psychologin Charlan Nemeth spricht in diesem Zusammenhang vom Erhalten der „Elastizität und Frische“.

Nach meiner Interpretation sind besonders die s.g. „Querdenker“ für Neugier prädestiniert, denn wo andere schon lange aufgehört haben, zu fragen und zu denken, beginnt ihr Wirken erst. Wer ständig nachdenkt, findet aus meiner Sicht genau deshalb Inspiration, an den verschiedensten Orten.

Da wir alle über ein bestimmtes Weltbild verfügen, können plötzliche Erkenntnisse in erster Linie sogar erschreckend wirken. Wie uns Jürgen Schaefer in „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ gleichzeitig wissen lässt, wird aus den eingegebenen Ideen der Rohstoff generiert, der eine Weiterentwicklung der Menschheit nährt.

Wie wir am Beispiel vom Astronomen James Christy dargestellt bekommen, kann ein Ergebnis als fehlerhaft angesehen werden oder doch genauer betrachtet werden, wodurch er erkannt hat, dass der Planet Pluto einen Mond hat. Der Faktor Zeit hat ihm jedenfalls positiv in die Hände gespielt. In einer ähnlichen Situation hat sich Alexander Fleming befunden, der das Penicillin entdeckt hat. Wie auch bei anderen Forschern spielt hier das Nichtfolgen einer vorher bereits bestimmten Richtung in den Erfolg hinein.

  • „Serendipity“ beschreibt, dass etwas durch Nichtsuchen gefunden wird, wozu Neugier und eine ausreichende Unvoreingenommenheit notwendig sind.

Vorstellen lässt sich die Bedeutung am ehesten als unperfekt, unplanbar und unkontrollierbar, als der klassische Zufall und das Wirken des Genies, was aus dem Geist kommt. Wir können nie wissen, was unser nächster Gedanke sein wird, schon gar nicht, ob wir damit den Durchbruch erreichen werden.

Die Wissenschaft hat jedenfalls eine enorme Herausforderung damit, denn für den Fortschritt ist maßgeblich, was der Mensch erkennt. Genauso problematisch stellt sich dieser Umstand für Menschen dar, die kreativ tätig sind. Gleichzeitig kann ich mir gut vorstellen, dass wiederum Neugier und ebenso die kreative Ausrichtung eines Menschen eine Lösung begünstigen, beschleunigen oder überhaupt erst die Wahrnehmung derselben ermöglichen.

So sehr eine zufällige Entdeckung für Glücksgefühle sorgen mag, so sehr wird Geduld mit bewusstem Sein benötigt, um zum passenden Zeitpunkt zuzugreifen. Wenn ein Dichter von der Muße verlassen wird, kann Ablenkung guttun, aber er muss bereit sein, wenn die Inspiration wieder zurückkommt.

  • Wenn ich „Serendipity“ kurz zusammenfassen müsste, würde ich sagen, dass es sich dabei um einen Zustand handelt, in welchem wir uns geduldig im „Chillmodus“ befinden, der bereit für Zufälliges ist, ohne dass wir danach suchen, begleitet von Neugier und Unvoreingenommenheit.

Schließlich benötigen wir eine gewisse Konzentration, um Neues in die Welt zu bringen. Wenn wir zu schnell Ablenkungen erliegen, die s.g. „latente Hemmung“ gering ist, dann besteht die Neigung zu Psychosen und Schizophrenie. Wobei ein zu starkes Maß an dieser „Serendipity“ auf die Kreativität kontraproduktiv wirken kann.

Von unserem Gehirn profitieren wir wunderbar, weil es nicht bei jedem Herzschlag das Schlagen des Herzens neu denkt. Gleichzeitig schränkt uns das gewohnheitsmäßige Vertraute gegebenenfalls ein, ohne die Erkenntnis, dass eine neue Wahrheit möglich ist.

Forschungen haben gezeigt, dass eine Ortsangabe einen Einfluss auf die kreativen Einfälle der Probanden hat. Zudem bewirkt eine größere Distanz zur infragestehenden Aufgabenstellung eine bessere Kreativität. Wie Jürgen Schaefer in „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ dazu noch ausführt macht der Abstand die Kreativität aus, bspw. unter der Dusche.

Das „Design Thinking“ von Professor Ulrich Weinberg beinhaltet als Kern des Konzeptes „maximale Kreativität“, die durch Gruppen aus den verschiedensten Tätigkeitsbereichen erreicht werden soll. Mit dem Kerngedanken, anstelle vom Wissenstopfen „erfinderisches Entwickeln“ zu lehren. Projekte können Scheitern, letzten Endes soll der Angst des Versagens entgegengearbeitet werden.

  • Wenn andersdenkende Personen manchmal sogar außergewöhnlichen Erfolg erst durch das Scheitern erreichen, wie wenig erfolgreich sind dann wohl starre Gruppenkonstruktionen?

Steve Jobs steht für den Inbegriff des Scheiterns, und wir könnten wohl unzählige Beispiele hier anführen, sein Scheitern hat jedenfalls u.a. zum Film „Toy Story“ geführt. Den Prototyen für einen Herzschrittmacher, der sich als implantierbar herausgestellt hat, entwickelte Wilson Greatbatch durch einen „dummen Fehler“.

Die kopflastige Ausrichtung der Gesellschaft behindert Kreativität, wie wir in „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ noch erfahren. Die Dramatik ist dabei das Nichterkennen besonders durch akademisch ausgebildete Personen. Howard Gardner beschreibt in „Frames of Mind“ die Vielfältigkeit der Intelligenzen, die wir – vereinfacht gesagt – durch Sehen, Hören und Bewegung ausdrücken.

Wenn Kreativität bei Kindern stark ausgeprägt ist, wie wir weiterlesen, dann liegt sie bei Erwachsenen nur im Verborgenen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kreativität einfach so verschwindet, lediglich die Ausprägung und der Talentbereich variieren nach meinem Verständnis.

Bei einer Weltmeisterschaft im Fragenstellen wäre ich vermutlich auf der Bestenliste weit vorne zu finden. Nach Jürgen Schaefer sollen wir nicht zulassen, dass sich unsere Harmonie als gestillt präsentiert, sondern unser Bedürfnis weiter nähren. Wir müssen die Bereitschaft aufbringen, mit der Masse konfrontiert zu sein, die lieber auf der Kuhweide bleibt als durch den Dschungel als Nashorn zu laufen, wie wir in „Murphy’s Gesetz“ amüsant dargeboten bekommen.

Wir können in unserem Leben natürlich immer den einfacheren Weg nehmen und in der Komfortzone bleiben, womöglich ein unglückliches Dasein fristen.

  • Was motiviert dich, um über den Tellerrand zu schauen und Neues zu entdecken, deiner Neugier unendlich freien Raum zu geben?

Wünsche dir eine spannende Zeit des Fragens und Antwortens und lade dich ein freitags in meinen Podcast auf iTunes, Spotify, Stitcher, TuneIn oder Amazon Music hineinzuhören.

Alles Liebe

Stefan Josef

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert