(1/2) Bonus: Dein Potential 2023 – „Querdenker“ und Gruppen – Die Quintessenz

Posted 17. Mai 2023
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Von Stefan Josef Höck

Welche Menschen gehören für dich zum Typ „Spinner“, welche Menschen zählen für dich zum Typ „Genie“? Sind Gruppen für dich immer die besseren Experten als andersdenkende Menschen?

In der neuen Ausgabe des Blogs von „Lebenswert TV“ werfe ich heute einen kompakten Blick auf die Gründe für die Dominanz von Gruppen und wie die s.g. „Querdenker“ eine Chance haben, Gehör zu bekommen.

Zu Beginn der Beitragsserie „Dein Potential 2023“ haben wir über „einsame Genies“ und „einsame Helden“ gesprochen. Dabei haben wir bereits erkannt, dass das Bedürfnis nach Zugehörigkeit Menschen dazu bringt, sich der Meinung von Gruppen unterzuordnen. Wobei weitere verschiedenartige Beweggründe hinzukommen, die eine Entscheidung zugunsten der Gruppe zur Folge haben.

Zum Wohlfühlen gehört die Einigkeit mit der Gruppe, deshalb wird „konform gegangen“, wie das bei uns genannt wird, jedoch macht dies den eigenen freien Willen zunichte. Ein Mangel an persönlichem Rückgrat kann genauso dazu führen, eine gemeinsame Entscheidung mit den anderen Gruppenmitgliedern zu treffen. Zudem liegen Entscheidungen immer im Spannungsfeld „Wahrnehmung – verfügbare Informationen – Wahrheit“.

Obwohl heutzutage die Vernetzung mit gleichgesinnten Personen leichter zu bewerkstelligen ist als früher, hat die Angst vor Ausgrenzung immer noch einen maßgeblichen Einfluss. Gruppen stehen sogar im Widerspruch zum Gedanken der Demokratie, denn diese sollte mehr Selbstbestimmung mit sich bringen. Besonders in ihrem Fachgebiet ausgebildete Expert:innen lassen sich von genialen Menschen nicht gerne hineinreden, wenn sie nicht aus demselben Wissensgebiet stammen.

Gruppenzugehörigkeit bedeutet schließlich, sich in einer Komfortzone zu befinden sowie sich an bestimme Denkmuster und an ein bestimmtes Weltverständnis gewöhnt zu haben. Andersdenkende Menschen tragen durch ihr Herausreißen aus dem Komfort zu einem nichtgewollten Unbehagen bei. Expert:innen wollen klarerweise ihren Status erhalten.

In der Zusammenarbeit für ein Projekt ergibt sich u.a. nach Napoleon Hill ein besserer Output, als wenn jede Person nur für sich selbst daran arbeiten würde. D.h., wenn wir hierbei von einem „kollektiven Gruppen-IQ“ sprechen, dann können Inputs andersdenkender Menschen von außerhalb oder innerhalb einer Gruppe zu neuen Lösungen führen. Nicht ernstgenommene Bedenken beeinflussen die Krisenprävention und den Frieden, können sogar tödliche Folgen haben. Im medizinischen Bereich ist bedenklich, dass u.a. Vordiagnosen namhafter Ärzte nicht infrage gestellt werden.

Darüber hinaus verhindern Gruppen durch eine Begrenzung der eigenen Denkwelt, dass Ereignisse aus der Vergangenheit keine oder keine ausreichende Berücksichtigung für Entscheidungen finden. Der Fokus auf ein Spezialgebiet kann der Weitsicht im Wege stehen, wobei sich ebenso herausgestellt hat, dass Expert:innen nur bedingt Genies sind, da Testergebnisse außerordentlich schlecht waren. Gleichzeitig kann Entscheidungsträgern zugutegehalten werden, dass ein Expertenstatus erst über die Jahre hinweg erreicht wird. Umso wichtiger, s.g. „Querdenkern“, die vielleicht nur kritisch hinterfragen, Raum zu geben.

In „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ gibt uns Jürgen Schaefer einen Überblick darüber, welche 8 Merkmale der Yale-Psychologe Irving Janis für Gruppendenken definiert hat, und zwar:

  1. Gemeinsames Gefühl von Stärke und Unbesiegbarkeit
  2. Kollektive Rechtfertigung der Handlung
  3. Glaube an die inhärente moralische Überlegenheit
  4. Stereotype Abwertung von Ansichten und Informationen von außerhalb der Gruppe und potenzieller Widersprüchlichkeit
  5. Selbstzensur, worauf folgt …
  6. Illusion der Einstimmigkeit
  7. Druck auf Querdenker und
  8. Konsenswächter

Kognitive Dissonanz ist bei uns Menschen äußerst unbeliebt, in der Regel soll die Sicht beibehalten werden, eine „kompetente, intelligente und moralisch integre Persönlichkeit“ zu sein. Der Film „Die 12 Geschworenen“ wirft die Frage auf, ob schnelle Entscheidungen wichtiger sind als auf ausreichender Faktenlage basierende. Zusätzlich treffen wir hier aus meiner Sicht auf die moralische Verantwortung gegenüber anderen Menschen.

Menschen neigen dazu, sich am sozialen Status zu orientieren und an die eigene Begünstigung zu denken, wenn Entscheidungen anstehen. Die Gruppendynamisierung erklärt sich u.a. am Sozialverhalten, das auf eine Gruppe ausgerichtet ist. Zudem wird eine Gruppe mit allen ihren Überzeugungen zur eigenen Identität. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass bspw. Theorien in Krisenzeiten umgedeutet werden, um der Expertise wieder Wahrheitsgehalt zu geben.

  • Ein Erfolg muss jedenfalls nicht auf den Erkenntnissen von Expert:innen beruhen, sondern kann genauso von einem Genie eines anderen Wissensgebietes oder generell Nicht-Expert:innen in irgendeinem Gebiet erzielt werden.

Wie uns die Geschichte zeigt, waren genau s.g. „Querdenker“ für maßgebliche Fortschritte der Menschheit verantwortlich, wie bspw. für unser heutiges Weltbild von der Sonne und den Planeten, die Elektrizität, das Fliegen u.v.m.

Diese 3 Arten von andersdenken Menschen sind jedenfalls zu unterscheiden:

  1. Enthüller = neue Informationen einbringen
  2. Andersdenkende = andere Schlüsse ziehen und
  3. Querulanten = Störer und höhere Fehlerquote

Auf der Suche nach den Chancen, wie sich s.g. „Querdenker“ bei allem Gegenwind dennoch durchsetzen können, und die Geschichte zeigt uns anhand unzähliger Beispiele, dass neue Ideen erfolgreich umgesetzt wurden, mit oft erst späterem Ruhm, begegnet uns schließlich folgende Methode:

  • Das Infragestellen impliziert die Kernmethode, um zu einem Aufbrechen alter Denkmuster zu gelangen, nämlich das Fragen. Fragen will gelernt sein, dennoch führen zahlreiche Fragen früher oder später zu einer Erklärungsnot und öffnen die Tür für ein Umdenken.

Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Gruppierungen sinnstiftende Projekte initiieren und enorm viel Weiterentwicklung in vielen Bereichen passiert. Gleichzeitig werden neue Denkansätze benötigt, und alle, die sich damit nicht wohlfühlen, erzeugen gerne Widerstand. Denn Veränderung bedeutet, aus der Komfortzone herauszugehen.

Alles in allem stellt sich nun die Frage, welche Eigenschaften s.g. „Querdenker“ ausmachen, denn gerade, weil der Mensch ein soziales Wesen ist, möchte man meinen, dass eine Ausgrenzung nicht bewusst in Kauf genommen wird. Zudem hat die mögliche Ausgrenzung einen inneren Konflikt genau ihrer selbst wegen zur Folge.

  • Denn das Dazugehören wäre doch angenehmer.
  • Was macht also s.g. Querdenker aus, um nicht bereits beim leichtesten Gegenwind umzufallen und aufzugeben, anstatt wieder aufzustehen?

Ein starkes Selbstbewusstsein betrifft andersdenkende Menschen genauso wie Gruppenmitglieder, wobei in einer Gruppe durch die eigene Dynamik Selbstbewusstsein für eine Überzeugung gestärkt wird. Ablehnung und Ausgrenzung können psychische Auswirkungen zur Folge haben, was in Social Media besonders dramatische Folgen aufgrund der umfassenderen Reichweite haben kann.

Das bedeutet, dass ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen notwendig ist, um nicht dem inneren Konflikt zu erliegen und sich doch einer Gruppe entgegen den eigenen Überzeugungen anzuschließen. Mit waghalsig oder völlig abstrus erscheinenden Theorien und Aussagen wird gegebenenfalls sogar die eigene Karriere riskiert, obwohl das Schauen über den Tellerrand hinaus einfach nur neue Gedanken für eine bessere Lösung bringen soll.

Wenn wir von unlauteren Vorhaben absehen, dienen neue Lösungen dazu, um unseren Lebenswert zu verbessern. Technologien sollten aus meiner Sicht zwar immer kritisch betrachtet werden, jedoch Verwendung finden, wenn diese zu einem echten Wohl beitragen. Um neue Ansätze zu finden, müssen ökonomische Modelle womöglich beiseitegelegt und der Erfahrungsschatz aus anderen Bereichen integriert werden. Offenheit für Neues führt dazu, dass unsere Gehirnkapazität optimaler genutzt wird, wie mir erscheint.

Andersdenkende Menschen können wir in gewisser Weise sogar mit Kindern vergleichen, denn mit folgenden Eigenschaften ähneln sie sich doch sehr:

  • Sie sind mutig, originell mit ihren Einfällen, kreativ und offen für Neues sowie
  • neugierig, fantasievoll und wollen die Welt verändern.

Darüber hinaus verfolgen sie eine offene Diskussionskultur, agieren eigenständig und fokussiert. Die Neugier ist der besondere Antrieb, um unter anderem zu Selbst- und Welterkenntnis zu gelangen.

Nachdem ich heute noch einmal den Fokus auf „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ von Jürgen Schaefer gelegt habe, um die Herausforderungen für s.g. „Querdenker“ zusammenzufassen und die Gefahr bzw. Chance von Gruppen darzustellen, wenden wir uns nächste Woche im zweiten Bonus der Sicherheit von Jobs zu:

  • Denn was tun, wenn sicher Geglaubtes sich plötzlich aufzulösen beginnt?
  • Wie helfen uns in dieser Situation Expertise und Genie?

Wünsche dir eine freidenkende Zeit und lade dich ein freitags in meinen Podcast auf iTunes, Spotify, Stitcher, TuneIn oder Amazon Music hineinzuhören.

Alles Liebe

Stefan Josef

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