(5/7) Dein Potential 2023 – „Erfolgs-Genie“

Posted 12. April 2023
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Von Stefan Josef Höck

Hattest du bei Besprechungen schon öfter den Eindruck, dass eine kürzere Dauer gereicht hätte? Brauchst du immer jedes Detail auf dem Silbertablett serviert oder reichen dir die „Hard-Facts“?

In der neuen Ausgabe des Blogs von „Lebenswert TV“ schreibe ich heute darüber, ob für andersdenkende Personen doch eine ernstzunehmende Erfolgschance gegenüber einer Gruppe besteht.

Gruppen und Andersdenken, das passt so gar nicht zusammen, weshalb sogar das größte Genie ins Abseits befördert werden kann. Gruppen entstehen u.a. auf Basis bestimmter Überzeugungen, was dazu führt, dass andersartige Menschen überhaupt nicht erwünscht sind.

Wie wir in den vier vergangenen Beiträgen anhand einiger Beispiele gesehen haben, bewirkt das Gruppenverhalten nicht nur Ausgrenzung, sondern kann durch mangelnde Weitsichtigkeit sogar tödliche Konsequenzen mit sich bringen.

Gleichzeitig haben wir ebenso darüber gesprochen, dass Erkenntnisse einzelner Personen zumindest verspätet anerkannt wurden und weshalb sich die s.g. „Querdenker“ gar nicht immer so leicht unterkriegen lassen.

Wenn wir heute die Rolle einzelner Personen in einer Gruppe näher betrachten, dann erkenn wir, wie wichtig unsere eigene Individualität im Leben ist. Jürgen Schaefer führt in „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ als Beispiel den Film „Die 12 Geschworenen“ an, worin ein Geschworener die entscheidende Wende im Gruppendenken herbeiführt.

  • Wollen manche Menschen schnelle Entscheidungen, um sich Zeit zu sparen, und lieber bei der Familie daheim sein?

Wenn wir von einem harmonischen Zuhause ausgehen, dann lautet die Antwort sehr wahrscheinlich „Familie“. Doch wenn wir „Die 12 Geschworenen“ betrachten:

  • Wie steht es um die moralische Verantwortung, möglichst das richtige Urteil zu finden?

Entscheidungen sind für uns im Normalfall auf einer ganz anderen Ebene zu treffen, wobei sich immer entsprechend negative Konsequenzen ergeben können.

Der Rechtswissenschaftler Cass R. Sunstein hat darauf hingewiesen, dass Entscheidungen auch davon beeinflusst werden, welche Art gegnerische Partei bei Verhandlungen gegenübersteht. Die Härte eines Strafmaßes kann durch die Art der einzelnen Personen beeinflusst werden.

Wie Sunstein ausführt, hängt der Effekt der Gruppendynamisierung mit 3 Gründen zusammen:

  1. Einseitige Information
  2. Starkes Selbstbewusstsein der Überzeugten und
  3. Gruppenorientiertes Sozialverhalten

Bei genauerer Betrachtung des ersten Punktes erkennen wir ganz klar die Rolle der – uninformierten – Einzelnen in Gruppen. Auch wenn Wahrheiten trotzdem negiert werden können, öffnen fundierte Informationen die Chance, eine Gruppe als Ganzes in eine andere Richtung zu bewegen.

  • Personen mit einem starken Selbstbewusstsein können aber besonders überzeugend wirken, oder?

S.g. „Heuristiken“ lassen uns der Mehrheit zustimmen, was am Beispiel der U-Bahn aus „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ durchaus Sinn macht, um den passenden Weg zum Ausgang zu finden.

  • Allerdings führt die Abwägung des sozialen Status‘ gerne zur Orientierung an der Mehrheit.

Was wir Gruppen eventuell in gewisser Weise sogar zugutehalten müssen, das ist die Vielfalt der verfügbaren Informationen.

  • Kann immer die gesamte Information für Entscheidungen (ad hoc) abgerufen werden?
  • Können besonders Ärzte immer auf Basis aller relevanten Informationen Entscheidungen treffen?

Der Kaskadeneffekt beschreibt das Treffen von Entscheidungen, wobei bspw. vorangegangene Verschreibungen nicht mit dem jeweiligen Arzt besprochen werden, lediglich die Art der Diagnose oder Verschreibung ist bekannt. Genau das ist die Problematik, und das Ansehen eines Arztes kann ein Infragestellen behindern, wie ich bei einer Hautärztin selbst schon einmal miterlebt habe.

  • Schließlich kommt es darauf an, dass eine Person den größeren Zusammenhang in Betracht zieht, also mehr als nur Diagnosen o.ä. sieht.

In „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ lesen wir über die s.g. „Konformisten“, die zur eigenen Begünstigung Bedenken zurückhalten, obwohl genau ihre Informationen nützlich wären, „Querdenker“ bestätigen könnten.

Sunstein verweist auf John Stuart Mill, der schon erkannt hatte, dass Gruppen Erkenntnisse, u.a. über Irrtümer behindern. „Querdenker“ sind genau der Grund, dass oftmals Sachverhalte überhaupt erst einer Untersuchung unterzogen werden.

Die Psychologin Charlan Nemeth hat einmal gesagt:

  • „Querdenker waren für uns mutige Menschen; Menschen, die an etwas glauben, die für etwas stehen, die die Welt verändern. Das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht werden.“

Wir erfahren in „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ weiter, dass bereits ein Minderheitsvotum der entscheidende Auslöser sein kann, etwa um neue Informationen zu beschaffen. Des Weiteren wird der Widerspruch als Beweis echter Loyalität gesehen. Egal, ob in einer Freundschaft oder in einem Unternehmen, unangenehme Wahrheiten sollen ausgesprochen werden.

Hinzu kommt, dass durch andersdenkende Menschen bzw. spezielle Minderheiten sogar mehrere Strategien zustande kommen können.

  • Problemlöser sind originell, eigenständig. Kreativität, Offenheit und erfolgreiches Diskutieren werden gefördert.

Organisationen erfahren dadurch eine bessere Qualität von Denkprozessen, in Bezug auf Entscheidungen und Leistung.

Sunstein hat bei seinen Untersuchungen die Motivation hinterfragt, denn wenn jemand aus der Gruppe ausschert, sind 3 Gruppen relevant – „Enthüller, Andersdenkende und Querulanten“.

  1. Enthüller = neue Informationen einbringen
  2. Andersdenkende = andere Schlüsse ziehen und
  3. Querulanten = Störer und höhere Fehlerquote

Die verlorengegangene Vielfalt kann in unterschiedlichen Ursachen gefunden werden. Wie ich schon einmal angesprochen habe, entsteht Neues aus neuen Gedanken. In „Genie oder Spinner – Sind wir offen für Neues?“ lesen wir über Spezialisierung und Großbürgertum. Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit „Monokulturen“ bzw. eine „geschlossene Gesellschaft“ Neuartiges zutage bringen, wohl eher in ihrem Dunstkreis eingekesselt bleiben.

Auch wenn aktuell verbreitet Quereinsteiger gesucht werden, ist mein Eindruck, dass Andersdenken dennoch nicht so ganz dazu passt. Für mich hat es den Anschein, als ob sich manche Unternehmen schließlich nicht trauen, echte Quereinsteiger mit Potential aufzunehmen.

  • „Soziale Homophilie“ = Soziale Interaktion“ durch Menschen mit bspw. ähnlichen demographischen Merkmalen.

Der Soziologe Martin Ruef hat durch seine Studie im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen im Jahr 2002 einerseits das Phänomen der „sozialen Homophilie“ bestätigt, andererseits waren einige Unternehmen dabei mit einem Netzwerk, das er als eines mit „maximaler Informationsentropie“ eingestuft hat. Entropie bezieht sich auf den Informationsgehalt.

Als entscheidend ist zu betrachten:

  • Kreativität, Neugier und Fantasie gedeihen am besten, wenn keine Limits dafür gesetzt werden.
  • Soziale Isolation wird in Kauf genommen.
  • Geringere soziale Vernetzung bringt höhere Gewinne.
  • „Querdenken“ entsteht bereits in der Kindheit.

Wünsche dir eine schaffensreiche Zeit und lade dich ein freitags in meinen Podcast auf iTunes, Spotify, Stitcher, TuneIn oder Amazon Music hineinzuhören.

Alles Liebe

Stefan Josef

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