Geistige Behinderung und mentale Beschränkung – Wie machst du das?

Posted 28. Juni 2023
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Von Stefan Josef Höck

Wie häufig hast du dich bereits darüber gewundert, wie andere Menschen ticken? Wie normal bzw. abnormal nimmst du die Menschen um dich herum wahr?

In der neuen Ausgabe des Blogs von „Lebenswert TV“ schreibe ich heute über Normalität im Verhalten und weshalb mentale Beschränkungen wohl weit verbreiteter sind als wir vermuten.

Als ich vor ein paar Wochen begonnen habe, ein Buch zu lesen, in dem eine Mutter darüberschreibt, wie sie das Leben mit ihrem schwerbehinderten Kind erlebt, war das für mich der Auslöser, um selbst näher darüber nachzudenken, was geistige Behinderung in unserer Gesellschaft bedeutet.

  • Wie sehr wird geistige Behinderung in unserer Gesellschaft akzeptiert?

Die Autorin schreibt besonders eindrucksvoll darüber, wie sie mit der körperlichen und geistigen Behinderung ihres Sohnes umzugehen gelernt hat. Diese enorme Art der Behinderung hat für mich die Frage aufgeworfen, ab wann wir von mentalen Beschränkungen bzw. geistiger Behinderung sprechen.

  • Denn jegliche Form von Behinderung, körperlich und geistig, beeinflusst den zwischenmenschlichen Kontakt.

Für mich hat sich in diesem Zusammenhang zusätzlich die Frage ergeben, ob andere Menschen tatsächlich so andersartig sind, wenn sie sich außerhalb einer gewissen Normvorstellung verhalten, oder eben genau das Verlassen einer objektiven Norm das eigentliche Normal ist.

Zudem habe ich vor zirka drei Monaten nach mehr als drei Jahren einen lieben Kollegen wiedergetroffen, dem anzumerken war, wie sehr ihn die Ausgrenzung, die er in der uns wohlbekannten Viruszeit erfahren musste, mental beeinträchtigt hat. Die Menschen um ihn herum machten sich durch enorme Intoleranz ihm gegenüber bemerkbar.

Bei der Vorbereitung des heutigen Beitrags bin ich schließlich auf mehrere Umstände gestoßen, auf die wir aus meiner Sicht als Gesellschaft treffen:

  • Generelle Berührungsschwierigkeiten bzw. -ängste mit Behinderungen jeglicher Art.
  • Nicht wahrgenommene, vor allem geistige Behinderungen, weshalb viele Menschen als abnormal ausgegrenzt werden.
  • Ausgrenzung andersdenkender Menschen mit der Folge geistiger Behinderung.

Als Disclaimer muss ich an dieser Stelle anbringen, dass ich keineswegs ein ausgebildeter Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater oder sonstiger fachbezogener Arzt bin, sondern aus dem Blickwinkel meiner Erfahrungen und Beobachtungen schreibe.

Was mich betrifft, ich hatte immer schon Schwierigkeiten im Umgang mit geistiger Behinderung, weil ich nie so recht wusste, wie ich auf einen davon betroffenen Menschen zugehen soll. In meiner Wahrnehmung waren das immer Personen, mit denen ich kein für mich normales Gespräch führen konnte.

Wenn wir beobachten, wie Kinder aufwachsen, und das war bereits in meiner Kindheit so, ist es nicht üblich, einen Kurs im Umgang mit behinderten Menschen zu bekommen. Manche Kinder werden damit vertraut gemacht, doch nach meiner Erfahrung der Großteil nicht.

Wie ich finde, sind wir in der Gesellschaft gleichzeitig mit einer sogar großen Gruppe an Menschen konfrontiert, deren geistige Behinderung ein Leben lang unentdeckt bleibt. Ein Grund dafür kann sein, dass anerkannte Krankheitsbilder wie Psychosen, Neurosen usw. zu wenig ausgeprägt sind, um diese in Betracht zu ziehen.

Nun kann ich mir ebenso gut vorstellen, dass viele Menschen den Weg in eine professionelle Behandlung nicht suchen, weil die Angst vorhanden ist, noch argwöhnischer betrachtet zu werden, wenn sie diesen Schritt wagen. Gleichzeitig stellt sich immer die Frage, wie gut sich man oder frau mit bestimmten Verhaltensweisen generell in der Gesellschaft zurechtfindet.

  • Denn bei den verschiedenen Eigenarten, die wir beobachten können, sind sehr wahrscheinlich viele dabei, die für soziale Kontakte keine oder kaum soziale Probleme darstellen und deshalb selbst gar nicht beachtet werden, oder vielleicht doch?

Nach meinem Eindruck hat sich besonders in den vergangenen drei Jahren die Anzahl der Menschen vergrößert, die professionelle Hilfe benötigen würden, um wieder befreiter zu leben. Mir erscheinen um einiges mehr Menschen ängstlicher und skeptischer im Kontakt mit anderen als zuvor.

Das führt mich persönlich zu der Annahme, dass die Toleranzgrenze für anderes Verhalten und Denken massiv gesunken ist, wodurch sich das Zurechtfinden in privaten und beruflichen Beziehungen verschlechtert hat. Wie zuvor angesprochen, habe ich in meinem eigenen Umfeld erlebt, dass die Folge von Ausgrenzung eine massive Beeinträchtigung in geistiger Hinsicht darstellen kann.

Grundsätzlich orte ich die Notwendigkeit, dass sich jede einzelne Person darüber klar wird, dass „normal“ immer ein subjektiver Eindruck ist, gegebenenfalls durch eine Gruppe Normen für das Verhalten festgelegt werden, die wiederum das eigene Verhalten kombiniert widerspiegeln.

Alles in allem meine ich, dass die offensichtlichen geistigen Beeinträchtigungen zugenommen haben, wobei der bewusste Umgang damit gefördert werden müsste, um das Verständnis und die Toleranz dafür zu verbessern.

Geistige Behinderungen sind zum Zeitpunkt der Geburt womöglich noch gar nicht bekannt bzw. absehbar. Umso mehr sehe ich in einer rauer gewordenen Zeit die Verantwortung bei den Eltern, indem sie ihren Kindern ermöglichen sich auszudrücken und gleichzeitig auf einen aus meiner Sicht essenziellen Umstand Rücksicht nehmen:

  • Ist ein Kind womöglich sogar hochbegabt und tut sich deshalb schwer, sich in der Welt und vor allem mit anderen Menschen zurechtzufinden?

Klarerweise muss immer unterschieden werden, ob ein Mensch vom Grunde her pflegebedürftig ist, weil eine (geistige) Behinderung vorliegt, womöglich mit einer generellen Verständigungsschwierigkeit, oder ein vielleicht massives Problem mit dem Zurechtfinden in der Gesellschaft besteht, das Unterstützung erfordert.

Manche Eigenarten können möglicherweise sogar gut verborgen werden, stellen aber gleichzeitig eine persönliche Belastung dar. Und genau dann sollte ohne Bedenken eine professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Denn das eigene Glück wird sich immer dann besser entfalten, wenn beispielsweise keine Berührungsängste mit anderen Menschen im Wege stehen.

Wünsche dir eine verständnisvolle und tolerante Zeit und lade dich ein freitags in meinen Podcast auf iTunes, Spotify, Stitcher, TuneIn oder Amazon Music hineinzuhören.

Alles Liebe

Stefan Josef

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